Abschlussveranstaltung am 16.11.2023 in der Zentralbibliothek
Autorin: Frau Nebelung-Dittrich
Am Donnerstag,16.11.2023, stand für die Schülerinnen und Schüler des Kurses Q1A ein ganz besonderer Termin auf dem Stundenplan: Sie waren eingeladen, in der Zentralbibliothek der Stadtbücherei Frankfurt, in einer öffentlichen Veranstaltung, selbstverfasste Texte über eigene Erlebnisse und Ansichten zu Ausgrenzung und Diskriminierung vorzulesen. Über das „Wir“ und das „anders sein“. Da geht es um sehr persönliche Dinge und deshalb brauchte es Mut sich auf diese Aufgabe einzulassen!
Wie kam es dazu?
Zu Beginn des neuen Schuljahres startete die Schulbibliothekarische Arbeitsstelle der Stadtbücherei Frankfurt mit finanzieller Unterstützung des Kulturamts Frankfurt eine Veranstaltungsreihe gegen Rassismus und Diskriminierung. An vier Frankfurter Schulen waren Schülerinnen und Schüler eingeladen, sich zunächst in einem Workshop in der eigenen Schule mit Selma Wels, Herausgeberin der Anthologie „anders bleiben – Briefe der Hoffnung in verhärteten Zeiten“, über gesellschaftliche Teilhabe und Ausgrenzung im Alltag auszutauschen. Im Kontext dieser Veranstaltung wurden die Schüler*innen dazu ermutigt, eigene Briefe der Hoffnung zu verfassen. Eine Auswahl dieser von Schüler*innen verfassten Briefe sollten in der gemeinsamen Abschlussveranstaltung in der Zentralbibliothek präsentiert und gelesen werden.
Die Schüler*innen der Q1A aus der Otto-Hahn-Schule und ihre Tutorin Frau Asgari nahmen diese Einladung zur Kommunikation sehr gerne an und trafen sich am 10.10.2023 in der Schulbibliothek mit Selma Wels. Frau Wels hat in ihrem Buch „anders bleiben“ einen eigenen und 20 weitere Briefe gesammelt, in denen Autor*innen von ihren persönlichen Erfahrungen im bundesdeutschen Alltag erzählen. Auf Grundlage dieser Anthologie, mit der sich die jungen Erwachsenen bereits vorab befasst hatten, entfaltete sich ein reger Austausch über kulturelle Diversität, gleichberechtigtes Miteinander und Zugehörigkeit. Sie beleuchteten gesellschaftliche Teilhabe und Ausgrenzung. Wie sieht die Realität eigentlich aus, wenn man als „anders“ wahrgenommen wird, aus welchen Gründen auch immer? Wo und wie begegnet uns im Alltag Diskriminierung, welche Stärkung dagegen wäre wünschenswert? Wo erfährt man Zusammenhalt und gleichberechtigte Gemeinschaft? Ein weites Feld und viel Redebedarf. Dementsprechend vielfältig zeigten sich die zahlreichen Briefe des Kurses. Eine beeindruckende Auswahl von elf Briefen fand schließlich Aufnahme in die Ausstellung in der Zentralbibliothek.
Die Ausstellung wurde vom 16. bis 30.11.23 im Foyer der Zentralbibliothek in der Hasengasse gezeigt. Am Eröffnungstag nahmen Vertreterinnen der teilnehmenden Schulen mit Selma Wels auf dem Podium Platz. Frau Wels übernahm die Moderation der Veranstaltung. Für die Otto-Hahn-Schule war es Elif Aydogmus, die auf dem Podium saß und Auskunft auf Fragen und Einschätzungen zu dem Workshop und der Arbeit an den Briefen gab. Nacheinander lasen Vertreterinnen der Schulen ihre Briefe vor. Mit sieben Briefen lieferten die OHS-Schüler*innen mit Abstand die meisten Beiträge. Es waren Briefe mit teilweise erschreckenden Erlebnissen im Kontext des „anders sein“. Sei es religiöse, kulturelle oder die sexuelle Orientierung betreffende Motivation die zu Ausgrenzung und Verletzung führten. Die Briefe berichten aber nicht nur über diskriminierende Erfahrungen in Deutschland. Auch in den Herkunftsländern werden Menschen, die in Deutschland Aufnahme fanden, nach einiger Zeit oft als „anders“ wahrgenommen und bekommen das zu spüren. Aber es gab auch Texte, die durch die Auseinandersetzung mit dem Begriff „anders sein“ oder dem selbstbewussten Entscheiden zum „anders bleiben“ Hoffnung geben.
Eines zeigten die Briefe allemal: auch im Jahr 2023 ist ein gleichberechtigtes Miteinander in Deutschland keine Selbstverständlichkeit. Die Veranstaltungsreihe wollte hierfür sensibilisieren und Betroffenen eine Stimme geben.
Wie passend sich diese Veranstaltungsreihe doch in die aktuelle Entwicklung der OHS einfügt! Auch in Schulen, einem Spiegelbild der Gesellschaft, gibt es Diskriminierung und Ausgrenzung. Aus diesem Grund haben sich engagierte Mitglieder der Schulgemeinde in der AG „Vielfältige Schule“ zusammengefunden und es sich zur Aufgabe gemacht, rassistischem und diskriminierendem Verhalten entgegenzuwirken. Zurzeit wird beispielsweise die Bewerbung zur Aufnahme der OHS in das Netzwerk “Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ auf den Weg gebracht. Bei der erforderlichen Abstimmung der Schulgemeinde gab eine eindeutige Mehrheit ihre Zustimmung, sich aktiv für eine vielfältige Schule und gegen Diskriminierung einzusetzen. Auch das lässt hoffen!