Autor Necati Öziri liest „Vatermal“
Autorin: Frau Muthig, Fotos: Frau Kratzer (SEB), Frau Muthig
Von der ersten Minute an kleben die Schüler*innen der Oberstufe, die an diesem Vormittag mit ihren Lehrkräften in die Große Aula der Otto-Hahn-Schule gekommen sind, an den Lippen des Autors Necati Öziri. Auf seiner Lesereise zu seinem Debütroman „Vatermal“ machte er auch Halt in der OHS. Ihm sei insbesondere der Kontakt zu jungen Menschen, für die er das Buch geschrieben hat, wichtig, betont Öziri. Der Roman stand im Jahr 2023 auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis und bescherte Öziri, der bereits als Autor von Theaterstücken in Erscheinung trat, ein neues Level an Aufmerksamkeit. Umso erfreulicher war es, dass er an die OHS kam. Dies ging auf eine Initiative der Lehrerin Sima Asgari zurück, die mit Öziris Verlegerin Selma Wels bereits ein anderes Literaturprojekt mit Schüler*innen der OHS durchgeführt hatte.
„Vatermal“ erzählt die Geschichte des Protagonisten Arda, der mit Organversagen im Krankenhaus liegt und seinem unbekannten Vater einen Brief schreibt. In Rückblicken erzählt er von seiner Jugend mit seinen Freunden, greift Erlebnisse seiner Schwester und seiner Mutter auf.
Necati Öziri ist, wie auch der Protagonist Arda, das Kind türkischer Eltern, dessen Mutter ihn allein aufzog. Die Frage einer Schülerin, inwiefern Arda auch Necati sei, lag also nahe. „Der Roman ist nicht autobiografisch, aber autofiktional“, antwortete Öziri. Er habe Dinge erlebt, die sein privilegiertes Umfeld nicht erlebt habe. Und die wolle er erzählen. Dass er damit einen Nerv der Jugendlichen im Raum getroffen hat, ist in jeder Minute spürbar. Zahlreiche Schüler*innen machen ähnliche Erfahrungen wie der Protagonist Arda in seiner Jugend: Langeweile an endlosen Nachmittagen, während man irgendwo draußen abhängt, Rassismus, Polizeikontrollen, abwesende Väter – das sind Geschichten, die die Jugendlichen mindestens aus Erzählungen ihrer Freund*innen kennen.
Öziri wollte „etwas schaffen, das bleibt. Etwas, das man zuklappt und denkt: Scheiße, so darf die Welt nicht sein.“ Den Reaktionen der Schüler*innen zufolge hat er das geschafft.