„Frankfurt liest ein Buch“ an der OHS
Autorin und Fotos: Frau Muthig
Als Barbara Englert die Bühne betritt, ist es in der Großen Aula still. Etwa eine Stunde lang lauschen zwei Q3-Kurse der szenischen Lesung Englerts – Schauspielerin, Autorin und Regisseurin. Im Mittelpunkt der Lesung steht Rosemarie, eine in den 50er Jahren stadtbekannte Edelprostituierte. Sie ist die Hauptfigur des Romans „Rosemarie“ von Erich Kuby, der in diesem Jahr für „Frankfurt liest ein Buch“ ausgewählt wurde.
Der subtile Humor Kubys in Kombination mit der pointierten Lesung samt schauspielerischen Einlagen Englerts lässt die Schüler*innen immer wieder schmunzeln. Die Geschichte rund um die Edelprostituierte ist so spannend wie verwegen. In Düsseldorf geboren, ohne Ausbildung in Frankfurt gestrandet, arbeitet sich Rosemarie in die High Society der damaligen Zeit hoch. Statt im Café auf Kundschaft zu warten, fährt sie schon bald tagsüber mondän in ihrem Cabrio durch die Stadt und lebt in einem Nobelappartement, in dem sie ihre Kunden empfängt. Am Ende – so vermutet man – wurden Rosemarie ihre Verbindungen in die Upper Class rund um Börse und Banker zum Verhängnis: 1957 wurde sie tot in ihrer Frankfurter Luxuswohnung gefunden. Der Mord wurde bis heute nicht aufgeklärt, die Spekulationen sind zahlreich.
„Kuby zeigt in seinem Roman, der Realität und Fiktion zugleich ist, wie damals die Doppelmoral vorherrschte“, resümiert Frau Nebelung-Dittrich, die im Namen der Stadtbücherei Frankfurt und als Leiterin der Schulbibliothek, die Veranstaltung organisiert hat. Sie ist froh, dass trotz Corona die Lesung – wenn auch mit reduzierter Schülerzahl – stattfinden konnte und so ein wenig Kultur zurück in die Schulen kommt.