Ethan Bensinger zu Gast an der OHS
Autorinnen: Emilija Nikolic, Eva Zerpilis (WPU Rasende Reporter:innen), Fotos: WPU Rasende Reporter:innen
„Historiker bringen einen Kontext, aber nicht die Worte der Überlebenden“, gab Ethan Bensinger den Schüler:innen des Abiturjahrgangs der Otto-Hahn-Schule mit auf den Weg. Nicht lange nach dem Holocaust-Gedenktag am 27.01. besuchte auch er die OHS, um den Schüler:innen von seinen Eindrücken zu erzählen. Seinen Film „Refuge: Stories of the Self Help Home“, der 2012 erschien, hatte der Jahrgang schon geschaut und konnte nun dazu Fragen stellen.
Ethan Bensinger wurde im Jahr 1949 in Israel geboren. 1955 kam er nach Amerika und verbrachte in Chicago seine Kindheit und späteres Berufsleben. Er arbeitete als Rechtsanwalt und lernte in Chicago viel über den Holocaust. Das „Selfhelp Home“ wurde Mitte der 30er Jahre gegründet und war ursprünglich ein Selbsthilfe-Ort zur Unterstützung von Immigrant:innen aus Deutschland. Seine Mutter arbeitete dort ehrenamtlich und lebte dort, bis sie im Jahr 2024 mit 102 Jahren verstarb. 2007 begann Bensinger ein Archiv mit den Lebensgeschichten der Heimbewohner einzurichten. Aus eigener Hand und Tasche erarbeitete er daraus den Dokumentarfilm „Refuge: Stories of the Selfhelp Home“ (2012). Auf die Frage, was Ethan Bensinger über das Filmemachen gewusst habe, antwortete er: „Nichts!“, aber er hätte „No regrets!“. Er suchte den Kontakt zu Holocaust-Überlebenden, um deren Geschichte zu erzählen. „Wenn ich das nicht jetzt erzähle, ist es später zu spät“, sagte einer der Zeitzeugen, mit denen sich Bensinger unterhielt.
Für Bensinger selbst ist dies ein sehr emotionales und persönliches Thema, dennoch beantwortete er alle Fragen der Schüler:innen, egal ob persönlich oder inhaltlich, sehr ausführlich und mit viel Enthusiasmus. Besonders wichtig ist es Bensinger, die Geschichten der Bewohner:innen des „Selfhelp Homes“ und der Holocaust-Überlebenden in Form seines Filmes zu erzählen, damit diese niemals in Vergessenheit geraten. Zu den aktuellen politischen Geschehnissen in der USA äußerte sich Bensinger mit tiefem Erschüttern. Er findet, das Land verändere sich schon massiv in den ersten Wochen unter Trumps Macht.
Der Schulleiter Herr Kapfenberger betonte mehrmals, dass die jungen Menschen Verantwortung für die Zukunft tragen würden, und bedankte sich zusammen mit Herrn Reisinger (Fachbereichsleiter) für den Besuch Bensingers.